
Tourismus als Hemmnis für wirtschaftliches Wachstum
Die aktuelle Analyse des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) zeigt, dass der österreichische Tourismussektor im Jahr 2024 trotz eines Anstiegs der Nächtigungen und Ankünfte wirtschaftlich unter Druck steht. Die Zahl der Nächtigungen stieg um 2,1 Prozent auf insgesamt 154,3 Millionen, während die Ankünfte um 3,3 Prozent zunahmen. Diese Zahlen übertreffen erstmals wieder das Niveau von 2019. Dennoch sank die reale Bruttowertschöpfung in der Beherbergung und Gastronomie um 3,9 Prozent. Im Gegensatz dazu schrumpfte die Gesamtwirtschaft lediglich um 1,4 Prozent. Laut der WIFO-Analyse hat der Tourismus somit den Wirtschaftsabschwung verstärkt, da ohne den negativen Beitrag des Sektors das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) weniger stark zurückgegangen wäre.
Herkunftsmärkte und Ausgabenverhalten
Eine bemerkenswerte Entwicklung zeigt sich im Herkunftsverhalten der Touristen. Besonders kaufkräftige Gäste aus den USA und Asien haben die Tourismusbilanz 2024 gestärkt. Die USA waren mit 2,38 Millionen Nächtigungen der bedeutendste Fernmarkt, was einem Anstieg von 14 Prozent gegenüber 2023 entspricht. Auch die Zahl der chinesischen Gäste stieg signifikant auf rund 654.000 Nächtigungen, was einen Zuwachs von 90 Prozent darstellt. Diese Gäste sind qualitätsbewusst und schätzen Österreich als Ganzjahresdestination.
Darüber hinaus gewinnen auch Urlauber aus Lateinamerika, insbesondere Mexiko und Brasilien, an Bedeutung. Ihre Buchungen in Österreich beliefen sich 2024 auf etwa 571.000 Nächtigungen. Gäste aus Kanada trugen ebenfalls zur positiven Entwicklung bei, mit einem Anstieg von 19 Prozent auf rund 383.000 Nächtigungen. Trotz dieser positiven Entwicklungen bleibt der Anteil dieser Fernmärkte an den Gesamtnächtigungen relativ gering, da die meisten Touristen nach wie vor aus Österreich und Deutschland kommen. In beiden Ländern sind jedoch wirtschaftliche Unsicherheiten und hohe Inflationsraten zu spüren, was viele Menschen dazu veranlasst, ihre Ausgaben zu überdenken.
Aussichten für die Zukunft
Die Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer, Martha Schultz, betont, dass Gäste aus Fernmärkten im Durchschnitt deutlich mehr ausgeben als europäische Touristen. Nord- und lateinamerikanische Gäste geben pro Kopf durchschnittlich 341 Euro und 296 Euro aus, während asiatische Gäste sogar 392 Euro pro Tag investieren. Dies zeigt das Potenzial dieser Märkte für den österreichischen Tourismus, insbesondere im Hinblick auf Qualitätstourismus.
Tourismusstaatssekretärin Elisabeth Zehetner hebt hervor, dass es entscheidend sei, das Angebot international sichtbarer zu machen, um von den höheren Ausgaben der Fernmarkt-Gäste zu profitieren. Österreich wird als Ganzjahresdestination mit einem breiten Angebot aus Kultur, Natur und Kulinarik beworben. Die Diversifizierung der Herkunftsmärkte wird als Schlüssel zur Stärkung der Resilienz des Tourismusstandorts betrachtet.
Die Präsidentin der Österreichischen Hotelvereinigung, Walter Veit, warnt jedoch davor, sich von Nächtigungsrekorden blenden zu lassen. Die steigenden Kosten, die über den Einnahmen liegen, stellen ein ernstes Problem dar. Um die Internationalisierung des österreichischen Tourismus voranzutreiben, seien umfassende Maßnahmen erforderlich, darunter eine Entbürokratisierungs- und Arbeitsmarktoffensive.
Ausblick auf die Wintersaison 2024/25
Für das Jahr 2025 prognostiziert das WIFO eine stabile Entwicklung der Nächtigungen mit einem leichten
Quelle: https://orf.at/stories/3393501/

